Stärkung der Berner Telenotfallmedizin

2.9.24

Thomas Sauter, Notfallmediziner und Assistenzprofessor am Universitären Notfallzentrum, Inselspital Bern, erforscht evidenzbasierte Anwendungen digitaler Hilfsmittel in der Akutmedizin. Seine TCS Stiftungsprofessur wird um zwei Jahre verlängert.

Text: Liselotte Selter

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In einer Welt, in der digitale Technologien wie Künstliche Intelligenz, «Augmented Reality» und virtuelle Avatare zunehmend Eingang in unseren Alltag finden, nimmt auch die Akutmedizin neue Formen an. Die Telenotfallmedizin beschäftigt sich mit der Erforschung von modernen Technologien und ihrer Anwendung in der Behandlung von Notfallpatientinnen und -patienten sowie in der Ausbildung von Gesundheitsfachpersonen, beginnend im Medizinstudium bis hin zur Weiterbildung.

Digitale Kommunikations- und Übertragungssysteme sind zwei Beispiele für Tätigkeitsbereiche der Telenotfallmedizin. Sie ermöglichen die mobile Überwachung, Erfassung und Verarbeitung von Patientendaten und damit die schnellere und sicherere Behandlung von Notfallpatientinnen und -patienten. Dies kann eine Betreuung rund um die Uhr und unabhängig vom Standort gewährleisten. Künstliche Intelligenz kann dabei helfen, Daten von mobilen Sensoren auszuwerten und Gesundheitsfachpersonen bei Entscheidungen zu unterstützen. Damit wird eine bessere Qualität oder die erweiterte Verfügbarkeit der Akutmedizin sichergestellt.

Ebenfalls erforscht die Telenotfallmedizin die Nutzung von der sogenannten «Medical Extended Reality (MXR)» in der Patientenbehandlung. Dabei geht es darum, die Grenzen dessen, was in der medizinischen Praxis und Ausbildung möglich ist, mit technischen Hilfsmitteln zu erweitern. Das Ziel besteht darin, durch immersive und interaktive Erfahrungen besser lernen und verstehen zu können. Beispielsweise kann MXR in die Schmerztherapie integriert werden oder dient zur Unterstützung der Versorgung von schwerverletzten Patientinnen und Patienten. Auch in der Ausbildung von Pflegefachpersonen, Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitätern und ärztlichem Fachpersonal hat sie vielversprechendes Potenzial.

Abbildung aus einem virtuellen Ausbildungsprogramm, das von der Berner Telenotfallmedizin zusammen mit dem Industriepartner ORamaVR entwickelt wurde. © Universitäres Notfallzentrum (UKN) und ORamaVR

Damit Gesundheitsfachkräfte digitale Technologien effektiv und zuverlässig nutzen können, ist es wichtig, dass die Anwendung dieser Technologien wissenschaftlich fundiert erfolgt. An der Schaffung dieser wissenschaftlichen Grundlagen ist die Stiftungsprofessur für Telenotfallmedizin massgeblich beteiligt. Sie wurde dank der Unterstützung des Touring Club Schweiz (TCS) an der Universität Bern errichtet und ist eine der ersten im deutschsprachigen Raum. Angesiedelt ist sie an der Universitätsklinik für Notfallmedizin UKN des Berner Universitätsspitals.

Die Professur ist seit 1. Dezember 2020 durch Thomas Sauter besetzt. Der Assistenzprofessor für Telenotfallmedizin erforscht, wie digitale Technologien von Gesundheitsfachpersonen und Patientinnen und Patienten genutzt werden und wie sie in deren Alltag integriert werden können. Sauter ist es gelungen, verschiedene nationale und internationale Drittmittelprojekte einzuwerben und damit ein interdisziplinäres Forschungsteam bestehend aus Ärztinnen, Psychologen und Pflegefachpersonen aufzubauen.

Neben der Erforschung und Weiterentwicklung der evidenzbasierten Nutzung von neuen Technologien in der Akutmedizin ist Sauter die Aus- und Weiterbildung im Bereich der Digitalisierung ein besonderes Anliegen: «Wir engagieren uns dafür, dass Gesundheitsfachpersonen in allen Bereichen der Medizin Kenntnisse über die Chancen, Risiken und Anwendungsmöglichkeiten der digitalen Technologien erlernen und üben können. Damit ist sichergestellt, dass sie digitale Technologien in der Behandlung in Akutsituationen erfolgreich einsetzen können.»

Ursprünglich auf vier Jahre angelegt, wird die TCS-Stiftungsprofessur nun ab 1. Dezember 2024 um zwei weitere Jahre verlängert: «Wir freuen uns sehr, dass der TCS sein Engagement in dem Bereich verstärkt und so weiterhin zukunftsweisende Forschung ermöglicht», sagt Heinz Karrer, Stiftungsratspräsident der UniBE Foundation. Diese Verlängerung ermöglicht nicht nur die Weiterentwicklung lebensrettender digitaler Technologien und deren Anwendung im Klinikalltag, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zur Sicherung der Notfallversorgung in der ganzen Schweiz. Angesichts einer alternden Bevölkerung und der Zuspitzung des Mangels an medizinischem Fachpersonal gewinnt dies an Bedeutung.

Schauen Sie sich hier an, woran Thomas Sauter forscht. Die Videoreihe Science Speed Dating der UniBE Foundation beleuchtet in einem kurzen Videoformat Forscher:innen und ihre Visionen.

zur person

Prof. Dr. med. Thomas Sauter ist Leitender Arzt am Universitären Notfallzentrum des Inselspitals und Assistenzprofessor für Telenotfallmedizin an der Universität Bern.

© Pascal Triponez

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