Text: Patrick Castellani
Das Wankdorf-Stadion tobt! Young Boys Verteidiger Elia hat aus der eigenen Spielhälfte heraus einen Pass in die Tiefe auf Ganvoula gespielt. Dieser nimmt ihn mit traumwandlerischer Sicherheit an, sieht aus dem Augenwinkel in der Mitte Itten heranstürmen, flankt. Itten nimmt im Lauf den Ball gekonnt an, sieht gleichzeitig die Verteidiger auf ihn zustürzen, schätzt Goali Zigis Position ein und schiebt dann den Ball schnörkellos ins längere Eck. Die Berner Young Boys entscheiden die Partie gegen den FC St. Gallen mit einem klaren 3:1 für sich. Für die Berner war das Spiel einmal mehr eine Demonstration ihres fussballerischen Könnens. Für Sportwissenschaftler Christian Vater war es eine meisterhafte Demonstration der Wichtigkeit der peripheren Wahrnehmung. Diese faszinierende Fähigkeit von Fussballer:innen, Informationen aus dem Augenwinkel zu verarbeiten und darauf schnell zu reagieren, steht im Mittelpunkt seiner Forschung an der Universität Bern.
Was ermöglicht es Profifussballer:innen wie jenen von YB, in einem chaotischen Spiel wichtige Informationen aus dem Augenwinkel zu erfassen und präzise Pässe zu schlagen? Die Erforschung der peripheren Wahrnehmung geht dieser Frage nach und hat weitreichende Implikationen nicht nur für den Sport, sondern auch für die Prävention von Verkehrsunfällen. Aktuell fehlt es jedoch an standardisierten Tests und Trainingsmethoden, die die periphere Wahrnehmung speziell in sportlichen und alltäglichen Kontexten untersuchen und verbessern.
"Die Ergebnisse unserer Forschung zur peripheren Wahrnehmung haben das Potenzial, nicht nur den sportlichen Erfolg von Athlet:innen zu steigern, sondern auch unsere Strassen sicherer zu machen.”
Christian Vater
Periphere Wahrnehmung ist die Fähigkeit, Bewegungen und Objekte am Rande unseres Gesichtsfeldes zu erkennen, ohne den Blick direkt darauf zu richten. Historisch hat diese Fähigkeit schon immer eine entscheidende Rolle gespielt. In der Frühzeit der Menschheitsgeschichte war sie wesentlich für Jäger:innen und Sammler:innen, die Raubtiere und Beute im Blick behalten mussten, ohne ihren Fokus zu verlieren. Seit ca. 40 Jahren wird die periphere Wahrnehmung systematisch erforscht, vor allem im Kontext von Verkehrssicherheit und Sport.
Christian Vater ist Sportwissenschaftler und Assistenzprofessor am Institut für Sportwissenschaft der Universität Bern und erforscht die (peripheren) Wahrnehmungsstrategien mit innovativen Ansätzen und Technologien wie Eye-Tracking und Virtual Reality (VR). Er erklärt: „Unsere Forschung beschäftigt sich mit der peripheren Wahrnehmung, das heisst der Fähigkeit, Informationen zu verarbeiten, ohne diese direkt anzuschauen.“ In drei Phasen untersucht seine Forschung derzeit an der Universität Bern die Einflussfaktoren und Möglichkeiten zur Verbesserung der peripheren Wahrnehmung:
Die Forschung von Christian Vater zeigt, wie wichtig periphere Wahrnehmung für schnelle und korrekte Entscheidungen ist – sei es auf dem Spielfeld oder im Strassenverkehr. Zukünftig soll die Forschung weiter ausgebaut werden, um noch spezifischere und effektivere Trainingsmethoden zu entwickeln und die Ergebnisse auf andere Sportarten und Alltagskontexte zu übertragen. So können wissenschaftliche Erkenntnisse nicht nur im Sport zu Meistertiteln verhelfen, sondern auch die Sicherheit im Strassenverkehr positiv beeinflussen.
Link Youtube-Video: https://www.youtube.com/watch?v=Nmpv-GpWk6I&t=102s
Periphere Wahrnehmung ist die Fähigkeit, Dinge zu erkennen, die sich ausserhalb des zentralen Blickfeldes befinden. Sie ermöglicht es uns, Bewegungen und Objekte am Rand unseres Sehfeldes wahrzunehmen, ohne den Blick direkt darauf zu richten. Dies ist wichtig für schnelle Reaktionen und Entscheidungen in Situationen wie im Sport oder im Strassenverkehr, wo es darauf ankommt, das gesamte Umfeld im Blick zu behalten.
Virtual Reality (VR) ist eine computergenerierte Simulation einer dreidimensionalen Umgebung, die mit speziellen elektronischen Geräten erlebt wird und es ermöglicht, in eine virtuelle Welt einzutauchen.
Eye-Tracking ist eine Technologie, die die Bewegungen und Positionen der Augen verfolgt, um zu analysieren, wohin eine Person schaut und wie lange sie bestimmte Punkte fixiert.
Kognitive Psychologie: Ein Bereich der Psychologie, der sich mit mentalen Prozessen wie Wahrnehmung, Gedächtnis, Denken und Problemlösung beschäftigt.
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